Kampfkunst vs Kampfsport

Was sollte ich über Ritualkämpfe wissen?

Ritualkämpfe stammen schon aus den frühen Anfängen der Zeit. Jedes Tier und auch der Mensch praktizieren diese. Es handelt sich dabei um ein anfängliches „Abtasten“ des Kontrahenten, vergleichbar mit dem ersten Date. Was hat mein Gegenüber zu bieten, und wie passt das zu mir?

 

Das Wort „Ritual“ sagt es schon aus, dass es dabei um eine immer wieder kehrende Abfolge von Handlungen geht, welche in uns Männern (bei Frauen ist es oftmals anders, da diese keine vorzeitliche Geschichte des Ritualkampfes haben) verankert ist.

Die Phasen eines Ritualkampfes oder eine Tragödie in 4 Akten

Die visuelle Phase

Aussehen, Verhalten, Interesse

 

Die verbale Phase

Wos schaust denn so deppad? Host a Problem?

Dabei kommt der Aggressor immer näher!!!!!!!!

 

Die Schubs- oder Anpack-Phase

 

Der Aggressor redet sich immer mehr Mut an und wird zu einem Adrenalinmonster.

Letzte Möglichkeit die Katastrophe zu vermeiden.

 

Der Schlussakt oder die Katastrophe

Die ersten Schläge treffen mitten ins Gesicht. Die Arme sind zu schwer zum Heben.

Die Auseinandersetzung

 

Wenn du schräg angesprochen wirst, stellt sich die Frage, ob es hier überhaupt um ein „Gespräch“ geht. Dem Schläger ist es im Prinzip egal, was du antwortest. Er will nur herausfinden, ob er bei dir „richtig“ ist, ob du ein Opfer bist. Täter suchen Opfer.

 

Lass’ die WT-Kraftsätze sprechen

Befreie dich von deiner Kraft. Handele überlegt und bleibe bei dir. Befreie dich von der gegnerischen Kraft (2. WT-Kraftsatz)

Nimm’ seine Anmache zum Anlass und vermittele durch das, was du sagst und deine Lautstärke den umstehenden (potenziellen) Zeugen, wer „gut“ und wer“ böse“ ist (3. WT-Kraftsatz). Denn ein Grund, warum viele wegsehen, mag neben der Angst vor Gewalt auch die Unübersichtlichkeit der Situation sein.

Das alles klingt nahe liegend und einfach. Aber wer nicht tagtäglich schon aus Berufsgründen dazu gezwungen ist, unterschiedliche Rollen durchzuspielen (Sozialarbeiter/innen, Polizei, Lehrer/innen, etc.), der oder dem fällt es schwer, sich diese Sprache anzueignen.

Denn Sprache sollte stets als Einheit u.a. von Aufmerksamkeit, Ausstrahlung, Körperlichkeit, Befindlichkeit, Inhalt, Absicht, Lautstärke und Artikulation gesehen werden. Wie übt man das?

 

Als erstes brauchen wir da einen gewaltbereiten bzw. gewaltsuchenden Menschen, den wir der Übersicht wegen einmal Mister P (wie Prolo) nennen wollen. Diesen Typ Mensch findet man besonders häufig in Fußballstadien, überfüllten Diskotheken oder einschlägig bekannten Kneipen vor.
Gefährlich sind diese Typen allemal wegen ihrer niedrigen Hemmschwelle, was teilweise auch am jeweiligen Alkoholkonsum oder an alltäglichen Missgeschicken wie z.B. dem Verlust der Lebensgefährtin liegen mag. Wie dem auch sei, ein solcher Mensch hat mit Recht den Ausdruck Tretmine verdient. Sie sind für Laien schwer zu erkennen, und tritt man auf eine, hat man den größten Ärger.

Solch ein Typ Mensch ist es egal, warum ein streit begonnen hat. Da genügt ein kurzer Blick in die falsche Richtung, ein versehentlicher Rempler auf der Tanzfläche oder man hat einfach die falsche Hose angezogen.

 

Wann unsere Tretmine nun explodiert, hängt von ein paar Variablen ab:

der Größenunterschied zwischen den Kontrahenten

der Gesichtsausdruck des Opfers

die Begleitung von Mister P (anfeuernde und geifernde Schützenbrüder oder besänftigende Freundin)

der Alkohol-/Drogenkonsum unserer potentiellen Gefahr

die rhetorischen Fähigkeiten und Erfahrung des Opfers hinsichtlich solcher Situationen.

 

Was nun folgt, ist der Übergang in Handgreiflichkeiten. Da gibt es schon mal eine Ohrfeige, einen Schubser oder eine (freundliche) Umarmung. Diese Phase dient Mister P dazu, den anderen zu studieren, und sich selber Mut zu machen.
Reagiert das Opfer hier immer noch nicht, hat es entweder ein enormes Potential an Selbstvertrauen oder ist schlicht und ergreifend leichtsinnig. (Vorausgesetzt unser Opfer könnte sich entsprechend zur Wehr setzen)


Was bedeutet das für unser tägliches Training?


1. Den Verlauf ständig wieder neu bewusst machen und die dafür erforderlichen Fähigkeiten üben.
2. Angreifer fallen nicht immer nach dem ersten Schlag um. Er kann aufgrund von Alkohol, Drogen oder durch Kampferfahrung schmerzunempfindlich sein. Fortsetzung des Kampfes gerade nach dem ersten Treffer üben.
3. Kompromisslosen Fauststöße bzw. Kettenfauststöße immer und immer wieder z.B. an der Pratze üben.
4. Die Distanzen ändern sich, so dass nach einem Erstschlag auch ein Zweitschlag mit dem Ellenbogen erfolgen könnte oder ein Ziehschritt nötig ist.


Ich muss davon ausgehen, im Kampf getroffen zu werden. Ich darf den Treffer nicht fürchten, sondern muss dennoch weiterkämpfen. Dass heißt nicht, dass man zwangsläufig körperlich härter trainieren, sondern dass man seine Psyche stärken muss.

 

Man muss lernen, sich auf die Fähigkeiten zu verlassen und vom Sieg überzeugt zu sein.